Curaçao und Triple Sec: Die verworrene Welt der Orangenliköre

Oran­gen­li­kö­re fin­den sich in einer Viel­zahl von Cock­tail­re­zep­ten, sei es, um den Drink zu süßen, oder um ihm eine fruch­ti­ge Aro­ma­tik zu ver­lei­hen. Sie sind aus der Bar-Grund­aus­stat­tung längst nicht mehr wegzudenken.

Geschichte

Der Ursprung aller Likö­re mit inten­si­vem Oran­gen­aro­ma liegt auf der Insel Cura­çao. Als die Spa­ni­er 1499 das Eiland ent­deck­ten, muss­ten sie bald fest­stel­len, dass die dor­ti­gen Boden- und Wet­ter­ver­hält­nis­se nur ein­ge­schränkt den Anbau von klas­si­schen Oran­gen­sor­ten zuließen.

Die Spa­ni­er ver­lie­ßen die Insel, die müh­sam auf­ge­bau­ten Plan­ta­gen ver­wil­der­ten. So ent­wi­ckel­te sich ohne mensch­li­ches Zutun eine neue Blut­oran­gen-Unter­art, die Laraha. Die Scha­le die­ser Pome­ran­zen­art ent­hielt enorm vie­le äthe­ri­sche Öle. Durch ihr beson­ders inten­si­ves Aro­ma eig­ne­te sich die Laraha-Oran­ge her­vor­ra­gend zum Her­stel­len von Spi­ri­tuo­sen. Der Cura­çao war geboren.

Herstellung

Die getrock­ne­ten Scha­len der Oran­gen wer­den zusam­men mit ande­ren arom­age­ben­den Zuta­ten, z. B. Gewür­zen, in Alko­hol ein­ge­legt und anschlie­ßend gebrannt. Das Destil­lat wird gesüßt und gege­be­nen­falls noch mit Cognac ver­fei­nert. Teil­wei­se wird drei­fach maze­riert und destil­liert, eine mög­li­che Erklä­rung für die Bezeich­nung Trip­le Sec.

Die Oran­gen­scha­le bleibt natür­lich immer die Haupt­zu­tat im Destil­la­ti­ons­pro­zess., aller­dings vari­ie­ren die ver­wen­de­ten Oran­gen­sor­ten, Gewür­ze und nicht zuletzt die Basisspirituose.

Varianten

Da die Begrif­fe Cura­çao und Trip­le Sec kei­ne geschütz­ten Her­kunfts- oder Qua­li­täts­be­zeich­nun­gen sind, wer­den welt­weit die ver­schie­dens­ten Rezep­tu­ren zur Her­stel­lung genutzt. Immer mehr Her­stel­ler brin­gen ihre eige­ne Inter­pre­ta­ti­on auf den Markt. Die bei uns gebräuch­lichs­ten sind:

  • Coin­treau
  • Grand Mar­nier
  • Pierre Fer­rand Dry Curaçao
  • Güns­ti­ge Pro­duk­te, z. B. von Bols, DeKui­per und Le Flavori

Natür­lich wei­sen alle Kan­di­da­ten eine gewis­se Oran­gen-Aro­ma­tik auf und haben den glei­chen Nut­zen im Cock­tail, den­noch gibt es deut­li­che Geschmacksunterschiede.

Am uni­ver­sells­ten lässt sich Coin­treau ein­set­zen. Wenn der Drink auch Cognac-Noten ver­trägt, darf es ger­ne auch Pierre Fer­rand Dry Cura­çao oder Grand Mar­nier sein.

Der Voll­stän­dig­keit hal­ber sei noch Blue Cura­çao erwähnt. Hier­bei han­delt es sich um blau ein­ge­färb­te Oran­gen­li­kö­re, meist von min­de­rer geschmack­li­cher Qua­li­tät, die vor allem in den 80er-Jah­ren ger­ne in Cock­tails ein­ge­setzt wur­den. Ein bekann­tes Bei­spiel ist Charles Schu­manns Swim­ming Pool.

Curaçao&Tonic

Tonic Water als viel­sei­ti­ger Fil­ler für Long­drinks passt auch her­vor­ra­gend zu Oran­gen­li­kö­ren. Wich­tig bei den sehr süßen Cura­ça­os und Trip­le Secs ist, dass man noch eine sau­re Kom­po­nen­te hin­zu­fügt, am bes­ten Limet­ten- oder Zitro­nen­saft. Ansons­ten sind der Phan­ta­sie kei­ne Gren­zen gesetzt.

Das hier ist mein Lieb­lings­re­zept für einen erfri­schen­den Curaçao&Tonic:

  • 5 cl Pierre Fer­rand Dry Curaçao
  • 1 cl Limettensaft
  • 10 cl Tho­mas Hen­ry Tonic Water
  • Zitro­nen­zes­te

Cura­çao und Limet­ten­saft in ein mit Eis­wür­feln gefüll­tes High­ball-Glas geben und kurz kalt­rüh­ren. Mit gekühl­tem Tonic Water auf­fül­len. Die Zitro­nen­zes­te über dem Glas aus­pres­sen und auf den Drink geben.

Margarita

In die­sem Tequi­la-Klas­si­ker über­nimmt Trip­le Sec, wie sehr oft, eine süßen­de Funk­ti­on. Außer­dem ist der Oran­gen­ge­schmack ein zen­tra­ler Pfei­ler der Aro­ma­tik die­ses Drinks.

  • 6 cl Tequi­la, z. B. El Jima­dor Reposado
  • 3 cl Trip­le Sec, am bes­ten Cointreau
  • 3 cl Limettensaft

Alle Zuta­ten mit reich­lich Eis schüt­teln und in ein Mar­ga­ri­ta- oder Cou­pet­te-Glas dop­pelt absei­hen. Wer möch­te, kann das Glas mit einem Salz­rand garnieren.

Tipp: Nur den hal­ben Rand sal­zen, so kann man auch aus dem Glas trin­ken, wenn man nicht bei jedem Schluck einen sal­zi­gen Mund haben möchte.

White Lady

Die­ser Ever­green wur­de von Har­ry MacEl­ho­ne in Harry’s New York Bar in Paris ent­wi­ckelt. Welt­wei­ten Ruhm erlang­te er, als er 1930 in die ers­te Auf­la­ge von Har­ry Craddock’s Savoy Cock­tail Book auf­ge­nom­men wur­de. Auch in die­sem Drink spielt der Trip­le Sec, in die­sem Fall Coin­treau, eine zen­tra­le Rolle.

→ zum Rezept für die White Lady

Mai Tai

Auch in die­sem Cock­tail trägt der ver­wen­de­te Cura­çao oder Trip­le Sec zur Süße und Fruch­tig­keit bei. Je nach ver­wen­de­tem Rum kön­nen Coin­treau, Grand Mar­nier oder der Dry Cura­çao von Pierre Fer­rand bes­ser passen.

→ zum Mai-Tai-Artikel

Sea of Cortez

Einer mei­ner Lieb­lings-Tequi­la-Cock­tails funk­tio­niert mit einem wür­zi­ge­ren, cognac­ba­sier­ten Oran­gen­li­kör wie Grand Mar­nier am bes­ten. Er ver­leiht dem Drink noch den letz­ten Schliff in punc­to Tiefgang.

→ zum Rezept für den Sea of Cortez

Vie­le Cock­tails leben nicht zuletzt von der Wahl eines pas­sen­den Oran­gen­li­körs. Es lohnt sich daher immer, ein paar Vari­an­ten im Haus zu haben und etwas herumzuprobieren.

 


Foto: Made­lei­ne Schreck & André Körner

André Körner

Seit 2016 beschäftige ich mich intensiv mit hochwertigen Spirituosen und deren Verwendung in Cocktails und Drinks aller Art. Ich sammle, teste und optimiere Cocktailrezepte und habe The Shark Creek Magazine gegründet, um andere daran teilhaben zu lassen.

3 Antworten auf »Curaçao und Triple Sec: Die verworrene Welt der Orangenliköre«

    1. Wes­halb kom­men bei sol­chen Sachen immer wie­der Leu­te aus den Löchern gekro­chen und müs­sen etwas bes­ser wis­sen? Ich glau­be, das ist nur Gel­tungs­sucht, die hän­gen sich an solch einen Arti­kel dran um auf sich Auf­merk­sam zu machen.

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