FranÂken ist für vieÂles bekannt, wohl aber kaum für seiÂnen Absinth. Es gibt sie aber, die grüÂne Fee aus FranÂken, und einen sehr gelunÂgeÂnen VerÂtreÂter dieÂser Zunft möchÂte ich euch heuÂte vorÂstelÂlen: Den EspiÂnaÂveld AbsinÂthe verte.
Als es ExilÂfranÂke MathiÂas BartÂhel 2015 in seiÂne HeiÂmat zurückÂzog, pachÂteÂte er kurÂzerÂhand eine ScheuÂne auf dem NachÂbarÂgrundÂstück. Das an das GebäuÂde gebunÂdeÂne BrennÂrecht bilÂdeÂte den GrundÂstein der DestilÂleÂrie EspiÂnaÂveld. In EstenÂfeld bei WürzÂburg (hisÂtoÂrisch EspiÂnaÂveld) entÂsteÂhen seitÂdem ObstÂbränÂde, GeisÂte, ein Gin und auch der AbsinÂthe verte.
Geschmack
Pur entÂdeÂcke ich in der Nase vor allem WerÂmut, etwas FenÂchel, leichÂte AnklänÂge von Anis, MelisÂse und MinÂze. Am GauÂmen finÂden sich natürÂlich WerÂmut, ein wenig Anis, MinÂze und vor allem viel MelisÂse. Ich schmeÂcke SüßÂholz, und das verÂleiht dem zuckerÂfrei herÂgeÂstellÂten Absinth tatÂsächÂlich einen gewisÂsen EinÂdruck von Süße. Trotz 68 VoluÂmenÂproÂzent lässt sich der EspiÂnaÂveld AbsinÂthe verÂte erstaunÂlich gut pur trinken.
Mit etwas WasÂser verÂdünnt verÂstärkt sich das MelisÂsenÂaroÂma in der Nase noch deutÂlich. Am GauÂmen hilft das WasÂser, die GeschmacksÂnuÂanÂcen etwas besÂser zu difÂfeÂrenÂzieÂren. Ich empÂfehÂle ein MenÂgenÂverÂhältÂnis von 1:1,5 bis 1:2, mehr WasÂser verÂdünnt das AroÂma zu sehr.
Auch im hierÂzuÂlanÂde weit verÂbreiÂteÂten BöhÂmiÂschen RituÂal mit einem überÂgosÂseÂnen, angeÂzünÂdeÂten ZuckerÂwürÂfel funkÂtioÂniert der AbsinÂthe verÂte gut. Hier empÂfehÂle ich aber maxiÂmal die 1,5‑fache MenÂge Wasser.
Cocktails
VieÂle Drinks, wie z. B. der SazerÂac oder der Dr. Funk, erforÂdern kleiÂne MenÂgen Absinth. Auch wenn EspiÂnaÂveld AbsinÂthe verÂte hier gut funkÂtioÂniert – richÂtiÂge Absinth-CockÂtails sind sie nicht. Bei den zwei folÂgenÂden RezepÂten ist Absinth die Basis-SpiÂriÂtuoÂse, sodass man die volÂle AroÂmenÂpaÂletÂte ausÂkosÂten kann.
Absinthe Suissesse
DieÂser reichÂhalÂtiÂge Drink schmeckt am besÂten zu einem entÂspannÂten SonnÂtagsÂfrühÂstück. Es exisÂtieÂren verÂschieÂdeÂnen RezepÂte, die sich vor allem in der MenÂge der SahÂne unterÂscheiÂden. Mit sechs ZenÂtiÂliÂtern schmeckt er mir perÂsönÂlich am besÂten, ihr könnt ihn aber auch gerÂne mit weniÂger probieren.
- 4,5 cl EspiÂnaÂveld AbsinÂthe verte
- 1,5 cl Orgeat, z. B. Monin Mandelsirup
- 6 cl Sahne
- 1 BarÂlöfÂfel Orangenblütenwasser
- 1 Eiklar
Alle ZutaÂten mit reichÂlich Eis kräfÂtig schütÂteln und in ein vorÂgeÂkühlÂtes DouÂble-Old-FashioÂned- oder CouÂpetÂte-Glas dopÂpelt abseiÂhen. Ich benutÂze ein Glas aus der Oasis-Serie von RCR.
GerÂne könnt ihr einen Dry Shake oder ReverÂse Dry Shake verÂsuÂchen. Da das Eiklar aber vorÂranÂgig als EmulÂgaÂtor funÂgiert und durch das Fett in der SahÂne eine SchaumÂbilÂdung beiÂnaÂhe unmögÂlich ist, lohnt sich die AnstrenÂgung kaum.
Framboise de Franconie
Bei dieÂsem CockÂtail habe ich mir die intenÂsiÂve MelisÂsenÂnoÂte im EspiÂnaÂveld AbsinÂthe VerÂte zunutÂze gemacht und sie mit HimÂbeerÂsiÂrup und OranÂgenÂnoÂten aus CoinÂtreau und CamÂpaÂri komÂbiÂniert. Das funkÂtioÂniert wunÂderÂbar, und so entÂsteht ein Drink, bei dem süße, sauÂre, bitÂteÂre und krauÂtig-würÂziÂge NuanÂcen perÂfekt in der BalanÂce sind.
- 4 cl EspiÂnaÂveld AbsinÂthe verte
- 1 cl Campari
- 1,5 cl Cointreau
- 2,5 cl Zitronensaft
- 2,5 cl HimÂbeerÂsiÂrup, am besÂten von d’Arbo
- ZitroÂnenÂzesÂte
Alle ZutaÂten mit reichÂlich Eis schütÂteln und in ein vorÂgeÂkühlÂtes CouÂpetÂte-Glas dopÂpelt abseiÂhen. Die ZitroÂnenÂzesÂte über dem Drink ausÂpresÂsen und am GlasÂrand entÂlangÂstreiÂchen, aber nicht mit in den Drink geben.
Einen masÂsenÂkomÂpaÂtiÂblen, anisÂlasÂtiÂgen und gar gezuÂckerÂten Absinth darf man beim EspiÂnaÂveld AbsinÂthe verÂte nicht erwarÂten. Wer aber ein eher klasÂsiÂsches ProÂdukt mit intenÂsiÂver AroÂmaÂtik und rafÂfiÂnierÂtem MelisÂsenÂkick sucht, wird hier fündig.
EspiÂnaÂveld AbsinÂthe verÂte wurÂde mir freundÂliÂcherÂweiÂse von MathiÂas BartÂhel von der DestilÂleÂrie EspiÂnaÂveld zur VerÂfüÂgung gestellt. Mein GeschmacksÂsinn wurÂde dadurch jedoch nicht beeinflusst.
Foto: André KörÂner