Oft falsch zubereitet: Die Caipirinha

Die Cai­pi­rin­ha ist in Deutsch­land seit Jahr­zehn­ten der Inbe­griff eines Lady-Cock­tails. Oft mit viel brau­nem Zucker gemacht und, dank Crus­hed Ice, prak­tisch von der ers­ten Minu­te an ver­wäs­sert, lässt er sich im Som­mer schnell und effek­tiv trin­ken. Einen wirk­lich lecke­ren Cock­tail bekommt man aber lei­der nur in den sel­tens­ten Fällen.

Was fast immer falsch gemacht wird und wie man dann doch eine aus­ser­ge­wöhn­lich lecke­re Cai­pi­rin­ha zau­bern kann, möch­te ich euch im Fol­gen­den zeigen.

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Die Geschichte

Die aus Bra­si­li­en stam­men­de Cai­pi­rin­ha ent­stand ver­mut­lich aus dem Bati­da de Limão, einer Vari­an­te mit Limet­ten­saft statt ‑stü­cken. Ursprüng­lich war die Cai­pi­rin­ha das Getränk der länd­li­chen Ober­schicht, ver­brei­te­te sich in den 1920er-Jah­ren aber schnell in den Groß­städ­ten Bra­si­li­ens und schließ­lich gegen Ende des 20. Jahr­hun­derts auch in Europa.

Der Cachaça

Der Aus­gangs­stoff für die rum­ver­wand­te Spi­ri­tuo­se ist fri­scher Zucker­rohr­saft. Cach­a­ça ist eine geschüt­ze Her­kunfts­be­zeich­nung, er kommt also immer aus Brasilien.

Meis­tens bekommt man in Super­märk­ten und auch in Bars geschmack­lich wenig hoch­wer­ti­ge, unge­reif­te Mas­sen­wa­re wie Pitu, Cana­rio oder, wenn man Glück hat, Cach­a­ça 51, den in Bra­si­li­en meist­ver­kauf­ten und tat­säch­lich noch ganz erträg­li­chen Ver­tre­ter die­ser Spirituose.

Möch­te man aber eine rich­tig lecke­re Cai­pi­rin­ha zube­rei­ten, lohnt es sich, etwas tie­fer in den Geld­beu­tel zu grei­fen und für um die 20 Euro eine hoch­wer­ti­ge, fass­ge­la­ger­te Vari­an­te zu erste­hen. Cach­a­ças wie Espi­ri­to de Minas und beson­ders der von mir bevor­zug­te Magní­fi­ca Tra­di­cio­nal schme­cken sehr weich und brin­gen einen herr­li­ches Aro­ma von Zucker­rohr und Bana­nen mit. Wer es etwas rau­chig mag, kann auch Ypió­ca Ouro ver­su­chen. Ein guter Cach­a­ça ist nicht zuletzt auch pur ein Genuss!

Die Limetten

Ich ver­wen­de fast aus­schließ­lich Bio-Limet­ten, weil ich auf Pes­ti­zi­de und Kon­ser­vie­rungs­stof­fe, ins­be­son­de­re das krebs­er­re­gen­de Ima­za­lil, in Cock­tails ver­zich­ten kann. Ver­wen­den kann man aber prin­zi­ell auch nach der Ern­te unbe­han­del­te Limet­ten, z. B. von Hava­na Club. Wenn die Limet­ten beson­ders klein sind, soll­te man eine drei­vier­tel oder sogar eine gan­ze Frucht verwenden.

Wich­tig bei allen Zitrus­früch­ten, auch bei Bio-Pro­duk­ten: Die Scha­le immer gründ­lich abwaschen!

Der Zucker

Einer der grund­sätz­li­chen Feh­ler bei einer deut­schen Cai­pi­rin­ha ist die Ver­wen­dung von brau­nem Zucker. In Bra­si­li­en wird schon immer wei­ßer Rohr­zu­cker ver­wen­det. Die­ser löst sich im Gegen­satz zur brau­nen Vari­an­te wesent­lich bes­ser auf. Das erspart einem das Mittrin­ken von knusp­ri­gen Zucker­bro­cken. Außer­dem über­la­gert der wei­ße Rohr­zu­cker nicht die Aro­men unse­res hoch­wer­ti­gen, schmack­haf­ten Cachaças.

Das Eis

In deut­schen Cai­pis fin­det man so gut wie immer fei­nes Crus­hed Ice. Das sorgt dafür, dass der Drink, wie ein­gangs erwähnt, sehr schnell ver­wäs­sert. Bei einem bil­li­gen Cach­a­ça mag das dem Cock­tail durch­aus zuträg­lich sein, aber wir wol­len ihn ja schme­cken. In Bra­si­li­en ver­wen­det man gro­ße Eis­wür­fel, um den Drink lan­ge kühl zu hal­ten. In mei­nen Augen ist der Mit­tel­weg der prak­ti­ka­bels­te, ich ver­wen­de grob zer­sto­ße­nes Eis.

Das perfekte Rezept

  • 6 cl Cach­a­ça, z. B. Magní­fi­ca Tradicional
  • ½ unbe­han­del­te Limet­te, am bes­ten in Bio-Qualität
  • 3 Bar­löf­fel wei­ßer Rohrzucker

Die Limet­te in ca. 1 cm dicke Spal­ten schnei­den, in ein sta­bi­les Glas geben, den Rohr­zu­cker dar­über ver­tei­len und mit einem Stö­ßel sorg­fäl­tig mud­deln, ohne aber die Limet­ten kom­plett zu zer­mat­schen. Den Cach­a­ça dazu­ge­ben, das Glas mit grob gesto­ße­nem Eis auf­fül­len, umrüh­ren und noch­mals Eis bis zum Rand auf­fül­len. Mit Trink­halm servieren.

 

Ich habe lan­ge Zeit einen wei­ten Bogen um Cai­pi­rinhas gemacht. Dank der sorg­fäl­ti­gen Aus­wahl der Zuta­ten kann ich den Klas­si­ker aber mitt­ler­wei­le voll und ganz genießen!

 


Foto: André Kör­ner & Made­lei­ne Schreck

André Körner

Seit 2016 beschäftige ich mich intensiv mit hochwertigen Spirituosen und deren Verwendung in Cocktails und Drinks aller Art. Ich sammle, teste und optimiere Cocktailrezepte und habe The Shark Creek Magazine gegründet, um andere daran teilhaben zu lassen.

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