Wer sich mit einem MarÂtiÂni schon wie James Bond fühlt, dem sei der VesÂper-CockÂtail empÂfohÂlen. Der komÂpleÂxe, ausÂdrucksÂstarÂke Drink besteht ledigÂlich aus drei hochÂproÂzenÂtiÂgen ZutaÂten. Vier, wenn man die ZitroÂnenÂzesÂte mitÂrechÂnet, und das sollÂte man.
Will man bei einer VesÂper wahÂre PerÂfekÂtiÂon erreiÂchen, ist man zwinÂgend auf hochÂquaÂliÂtaÂtiÂve SpiÂriÂtuoÂsen angeÂwieÂsen. Wer glaubt, dass »irgendÂein Gin« und »irgendÂein VodÂka« mit dieÂsem Drink funkÂtioÂnieÂren, der irrt. Aber keiÂne SorÂge: Alle FehÂler, die mögÂlich sind, habe ich schon für euch gemacht.
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Das urspüngliche Rezept
Ian FleÂming gilt als ErfinÂder des CockÂtails. SeiÂne Figur James Bond bestellt den Drink das ersÂte und einÂziÂge Mal im 1953 erschieÂneÂnen Roman »CasiÂno RoyaÂle«. Im VerÂlauf des RomaÂnes benennt Bond ihn nach seiÂner groÂßen LieÂbe, VesÂper Lynd.
FleÂming schreibt:
»A dry marÂtiÂni. One. In a deep chamÂpaÂgne goblet … Three meaÂsuÂres of Gordon’s, one of vodÂka, half a meaÂsuÂre of Kina Lillet. Shake it very well until it’s ice-cold, then add a larÂge thin sliÂce of lemon peel. Got it?«
Aus heuÂtiÂger Sicht tun sich bei dieÂsem Rezept einiÂge ProÂbleÂme auf, auf die ich gleich noch näher einÂgeÂhe. Die InterÂnaÂtioÂnal BarÂtenÂders AssoÂciaÂtiÂon führt ein Rezept, das mit in heuÂtiÂger Zeit verÂfügÂbaÂren ZutaÂten auskommt:
- 6 cl Gin
- 1.5 cl Vodka
- 0.75 cl Lillet Blanc
- Lemon twist (garÂnish)
Shake and strain into a chilÂled cockÂtail glass.
Add the garnish.
HerÂaus kommt ein Drink, der je nach gewählÂtem Gin und VodÂka eine gewisÂse ÄhnÂlichÂkeit mit einer VesÂper hat. WirkÂlich befrieÂdiÂgend ist das ErgebÂnis aber nicht. Nicht zuletzt liegt das am Lillet Blanc. Weil das deutÂlich bitÂteÂreÂre Kina Lillet seit 1987 nicht mehr proÂduÂziert wird, hat man sich hier für den mittÂlerÂweiÂle weit verÂbreiÂteÂten NachÂfolÂger entÂschieÂden. AusÂserÂdem ist der Gin-Anteil etwas zu hoch.
Wie also bekommt man eine wirkÂlich gute VesÂper zustanÂde, die den Geschmack von Ian FleÂming und James Bond trefÂfen würde?
Der Gin
Gin ist nicht gleich Gin, das sollÂte bekannt sein. WeniÂger bekannt ist, dass Gordon’s nicht gleich Gordon’s ist.
Der hier zu LanÂde erhältÂliÂche, eher verÂpöhnÂte GeraÂde-noch-so-Gin mit 37,5 % hat geschmackÂlich nicht viel zu tun mit der ursprüngÂliÂchen 47,3‑prozentigen VariÂanÂte. LetzÂteÂre kann ich Gin-EnthuÂsiÂasÂten nur ans Herz legen. Gordon‘s mit 47,3 % ist in einiÂgen Shops erhältÂlich und mit ThoÂmas HenÂry ergibt er einen herÂvorÂraÂgenÂden Gin&Tonic.
DenÂnoch bevorÂzuÂge ich für eine VesÂper einen TanÂquerÂay No. Ten oder noch besÂser die WacholÂder-BomÂbe TanÂquerÂay BlooÂmsÂbuÂry. Auch Hayman’s macht eine ganz gute Figur. Allen gemein ist der relaÂtiv hohe AlkoÂholÂgeÂhalt von 47,3 %, der essenÂtiÂell für dieÂsen CockÂtail ist.
Eine VesÂper muss »crisp« sein!
Der Vodka
Der VodÂka hat im GrunÂde nur die FunkÂtiÂon, die BrilÂlanz zu erhöÂhen. DesÂweÂgen gibt es hier nur eine simpÂle Regel: Ein AlkoÂholÂgeÂhalt von 50 %, wie er in den Tagen Fleming’s gebräuchÂlich war. WürÂde man einen »StanÂdard-VodÂka« mit 40 % oder weniÂger verÂwenÂden, würÂde das den Drink tatÂsächÂlich verÂwäsÂsern und dumpf machen.
Ich bevorÂzuÂge ParÂtiÂsan VodÂka. AbsoÂlut 100 oder StoÂlichÂnaÂya Blue sollÂten aber ebenÂso funktionieren.
Kina Lillet
Wie bereits erwähnt, wurÂde die ProÂdukÂtiÂon von Kina Lillet einÂgeÂstellt. Der NachÂfolÂger Lillet Blanc ist süßer und fruchÂtiÂger und hat zudem nicht mehr die bitÂteÂre AroÂmaÂtik, die einer VesÂper die TieÂfe verleiht.
Zum Glück gibt es eine AlterÂnaÂtiÂve, die nach einÂhelÂliÂger MeiÂnung sehr nahe an Kina Lillet herÂanÂkommt: CocÂchi AmeÂriÂcaÂno. Dank seiÂner gerinÂgeÂren Süße und dem höheÂrem ChiÂninÂgeÂhalt eigÂnet es sich perfekt.
Schütteln?
GeschütÂtelÂte MarÂtiÂnis, zu denen auch die VesÂper zählt, ginÂgen als James Bond’s MarÂkenÂzeiÂchen in die GeschichÂte ein. Der richÂtiÂge Weg ist das aber nicht! Zum einen machen die einÂgeÂbrachÂten LuftÂbläsÂchen den CockÂtail trüb, zum andeÂren verÂwäsÂsert er zu stark.
Ich kann mich nur wieÂderÂhoÂlen: Eine VesÂper muss »crisp« sein! DarÂum wird sie gerührt. Mit viel Eis. Und das auch nicht zu lanÂge. Das erforÂdert ein wenig Ãœbung, sie muss eisÂkalt sein, darf aber auf keiÂnen Fall zu viel SchmelzÂwasÂser abbekommen.
Glas & Zitrone
Ich verÂwenÂde ein im EisÂschrank vorÂgeÂkühlÂtes Chef & SomÂmeÂlier CaberÂnet-Glas. Es darf aber auch ein herÂkömmÂliÂches MarÂtiÂni-Glas sein.
Zum Schluss schneiÂde ich einen dünÂnen, lanÂgen StreiÂfen aus der ZesÂte einer mögÂlichst helÂlen ZitroÂne, presÂse die ätheÂriÂschen Öle über dem Drink aus, reiÂbe mit der ZesÂte den Rand und den Stiel des GlaÂses ein und gebe sie zu einer SpiÂraÂle gedreht hinÂein. Das gibt der VesÂper den letzÂten SpritÂzer »CrisÂpness«.
Die perfekte Vesper
- 6 cl Gin, TanÂquerÂay BlooÂmsÂbuÂry oder No. Ten
- 2 cl VodÂka, am besÂten ParÂtiÂsan mit 50 %
- 1 cl CocÂchi Americano
- ZesÂte einer helÂlen Zitrone
Kurz mit viel Eis rühÂren und durch ein BarÂsieb in ein gekühlÂtes CouÂpetÂte- oder MarÂtiÂni-Glas gieÂßen. Mit der ZitroÂnenÂzesÂte wie oben beschrieÂben garnieren.
Viel AufÂwand für einen vemeintÂlich einÂfaÂchen Drink. Ich verÂspreÂche aber: Es lohnt sich!
Foto: NicoÂlai Brunn