Cherryblossom Gin: Art Nouveau aus dem Markgräflerland

Die Mark­gräf­ler Spe­zia­li­tä­ten­bren­ne­rei im Eggen­er­tal geht auf ein altes Brenn­recht von 1912 zurück. Hel­mut Häfe­lin­ger betreibt sei­ne Destil­le in drit­ter Genera­ti­on, und neben ver­schie­de­nen Obst­brän­den und Geis­ten ent­steht hier seit Kur­zem auch ein Gin, der mei­ne Auf­merk­sam­keit erregt hat.

Cherryblossom Gin

Der unfil­trier­te Gin wird in ech­ten Small Bat­ches zu 80 Litern destil­liert und in etwas sper­ri­ge, wür­fel­för­mi­ge Fla­schen abge­füllt, deren Auf­ma­chung an Par­fum-Fla­kons aus der Jugend­stil-Ära erin­nert. Man kann das pola­ri­sie­ren­de Design mit dem ver­chrom­ten Schraub­de­ckel mögen oder nicht, was zählt, ist der Inhalt.

In der Nase nimmt man zuerst eine mit der recht prä­sen­ten Alko­hol­schär­fe ein­her­ge­hen­de Wachol­der­no­te wahr. Im Hin­ter­grund ist etwas Flo­ra­les erkenn­bar, sicher­lich die namen­ge­ben­den Kirsch­blü­ten. Wei­ter­hin erin­nert der Geruch, war­um auch immer, leicht an einen Besuch im Freibad.

Am Gau­men und an den Sei­ten der Zun­ge macht sich beim ers­ten Schluck eine schar­fe Note bemerk­bar, die ich auf den ange­nehm kräf­ti­gen Wachol­der-Antritt zurück­füh­re, der sich im gan­zen Mund ver­brei­tet. Nach und nach tritt die Kirsch­blü­te aus dem Wachol­der­schat­ten her­aus und ver­mischt sich im mit­tel­lan­gen Nach­klang mit wür­zi­gen und krau­ti­gen Nuan­cen. Die Limet­te als Zitrus­kom­po­nen­te bleibt kaum wahr­nehm­bar, was aber das Gesamt­bild nicht wei­ter stört.

Passende Tonics

Cher­ry­b­lossom Gin lässt sich sehr ange­nehm mit Fever-Tree Indian Tonic Water kom­bi­nie­ren. Hier bleibt das Aro­men­pro­fil der Spi­ri­tuo­se erhal­ten, es ent­steht ein run­der Gin&Tonic.

Mit Tho­mas Hen­ry Tonic Water kommt die Kirsch­blü­te sehr schön her­vor, man erhält einen etwas süße­ren, flo­ra­len Drink, der den­noch deut­lich wür­zi­ge Kom­po­nen­ten aufweist.

Nicht ganz so gut passt Fever-Tree Natu­ral­ly Light Tonic Water, der Gin&Tonic wirkt recht sau­er und es fehlt ihm an Tiefgang.

Ent­täuscht war ich von der Kom­bi­na­ti­on mit 1724 Tonic Water, die von der Mark­gräf­ler Spe­zia­li­tä­ten­bren­ne­rei sogar expli­zit emp­foh­len wird. Die­ser Gin&Tonic ist bis­sig und wirkt sehr stumpf, nur eini­ge Gewürz­nu­an­cen kom­men her­aus, sämt­li­che flo­ra­len Noten sind ver­schwun­den. Nicht zu empfehlen!

Cocktails

Cher­ry­b­lossom Gin eig­net sich gut zur Ver­wen­dung in Cock­tails, so z. B. im Gim­let oder im von mir ent­wi­ckel­ten Two Blossoms Sour. Auch als Negro­ni mit Car­pa­no Anti­ca For­mu­la macht er eine ganz pas­sa­ble Figur.

→ wei­te­re lecke­re Negroni-Rezepte

Two Blossoms Sour

Hel­mut Häfe­lin­ger stellt, wie ein­gangs erwähnt, noch wei­te­re Spi­ri­tuo­sen her, so z. B. einen Hibis­kus­blü­ten­geist, der in die­sem Cock­tail Ver­wen­dung fin­det. Die Hibis­kus­no­te macht den Drink zu einem fein­glied­rig-flo­ra­len Erleb­nis. Der ver­wen­de­te Limet­ten­saft­an­teil greift das ein­zi­ge Zitrus-Bota­ni­cal im Cher­ry­b­lossom Gin auf und sorgt für den nöti­gen Tiefgang.

  • 4,5 cl Cher­ry­b­lossom Gin
  • 2 cl Hibiskusblütengeist
  • 2 cl Zuckersirup
  • 1,5 cl Limettensaft
  • 1 cl Zitronensaft
  • Minz­zweig

Alle Zuta­ten bis auf die Min­ze mit reich­lich Eis schüt­teln und in ein vor­ge­kühl­tes, mit gro­ßen Eis­wür­feln gefüll­tes Dou­ble-Old-Fashio­ned-Glas dop­pelt absei­hen. Ich bevor­zu­ge das DOF-Glas »Tat­too« von RCR. Mit dem am Hand­rü­cken ange­schla­ge­nen Minz­zweig garnieren.

 

Cher­ry­b­lossom Gin ist ein inter­es­san­tes Pro­dukt. Grund­vorraus­set­zung ist, dass man die Flo­ra­li­tät der Kirsch­blü­te zu schät­zen weiß. Mir schmeckt er jedenfalls!

 

 


Eine Kost­pro­be des Hibis­kus­blü­ten­geis­tes wur­de mir freund­li­cher­wei­se von der Mark­gräf­ler Spe­zia­li­tä­ten­bren­ne­rei zur Ver­fü­gung gestellt. Mein Geschmacks­sinn wur­de dadurch jedoch nicht beeinflusst.


Foto: Made­lei­ne Schreck & André Körner

André Körner

Seit 2016 beschäftige ich mich intensiv mit hochwertigen Spirituosen und deren Verwendung in Cocktails und Drinks aller Art. Ich sammle, teste und optimiere Cocktailrezepte und habe The Shark Creek Magazine gegründet, um andere daran teilhaben zu lassen.

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