Linden No. 4: So lecker kann Kamille sein

Jeder kennt Kamil­le als Tee, ver­ab­reicht von besorg­ten Müt­tern bei jedem Weh­weh­chen. Sicher haben die wenigs­ten von euch posi­ti­ve Erin­ne­run­gen an die­sen Trunk.

Dass die heil­sa­me Blü­te aber auch wirk­lich lecker schme­cken kann, beweist jetzt ein Gin aus der klei­nen Destil­le­rie Müh­le 4 am Nie­der­rhein. Hier haben sich vier Freun­de als Veedel Distil­lers zusam­men­ge­tan, um den Lin­den No. 4 zu brennen.

Linden No. 4 Gin

In der Nase ist zunächst eine leich­te Alko­hol­no­te wahr­nehm­bar, die aber schnell ver­fliegt. Dar­auf folgt das heu­ar­ti­ge Kamil­len­aro­ma und ein leich­ter Anflug von Bana­nen­scha­len. Wer ganz genau hin­riecht, erkennt auch einen fei­nen Rosenduft.

Auf der Zun­ge und am Gau­men kommt Lin­den No. 4 weich und rela­tiv süß daher, es sind deut­li­che Kamil­le­no­ten mit einem bei­na­he klee­ar­ti­gen Nach­klang her­aus­zu­schme­cken. Die ver­wen­de­ten Johan­nis­bee­ren, Holun­der­blü­ten und Rosen­blü­ten­blät­ter sind nur ganz ent­fernt erkenn­bar, sor­gen aber wohl für das ins­ge­samt deut­lich fruch­tig-flo­ra­le Gesamt­bild des Gins.

Passenden Tonics

So gut mir der Gin pur gefällt, so schwer fiel mir die Wahl eines pas­sen­den Tonic Waters. Weder das vom Her­stel­ler emp­foh­le­ne Aqua Mona­co, noch Fever-Tree Indian oder Schwarz­wald Spru­del las­sen genug Raum zur Ent­fal­tung der fein­glied­ri­gen Aro­men, die sich hin­ter der doch rela­tiv domi­nan­ten Kamil­le ver­ber­gen. Ledig­lich mit Tho­mas Hen­ry konn­te ich einen wür­di­gen Gin&Tonic genießen.

Die Stär­ken des Lin­den No. 4 lie­gen also ganz klar in ande­ren Drinks.

Negroni No. 4

Nach den eher ernüch­tern­den Gin&Tonic-Versuchen muss­te ich den Lin­den unbe­dingt im Negro­ni ver­su­chen. Lei­der funk­tio­nier­te mei­ne ansons­ten so gelieb­te Wer­mut-Wun­der­waf­fe Bel­sa­zar Red hier nicht wirk­lich. Zu sehr hat der Wer­mut die fei­nen Nuan­cen des Gins unter­drückt. Eine per­fek­te Kom­bi­na­ti­on habe ich dann aber mit dem Klas­si­ker Car­pa­no Anti­ca For­mu­la gefunden.

  • 3 cl Lin­den No. 4 Gin
  • 3 cl Campari
  • 3 cl süßer Wer­mut, am bes­ten Anti­ca Formula
  • 1 Zitro­nen­zes­te
Alle Zuta­ten in einem vor­ge­kühl­ten Dou­ble-Old-Fashio­ned-Glas mit reich­lich Eis kalt­rüh­ren. Zitro­nen­zes­te über dem Glas aus­pres­sen, nicht mit ins Glas geben.

Martini No. 4

In Kom­bi­na­ti­on mit dem rich­ti­gen Wer­mut ent­steht mit Lin­den No. 4 ein exzel­len­ter Mar­ti­ni. Ich bevor­zu­ge Nordesía Ver­mú, hier wer­den die Kamillen­no­ten leicht zurück­ge­nom­men, ohne zu ver­schwin­den, die Bee­ren-Nuan­cen wer­den etwas her­vor­ge­ho­ben. Die äthe­ri­schen Öle der Zitro­nen­zes­te run­den das Geschmacks­bild stim­mig ab.

  • 6 cl Lin­den No. 4 Gin
  • 1 cl tro­cke­ner Wer­mut, am bes­ten Nordesía Vermú
  • 1 dün­ne Zitronenzeste

Alle Zuta­ten mit reich­lich Eis kalt­rüh­ren und in ein vor­ge­kühl­tes Mar­ti­niglas absei­hen. Die Zitro­nen­zes­te über dem Glas aus­pres­sen und hineingeben.

 

Lin­den No. 4 ist ein inter­es­san­ter, lecke­rer Gin, vor­aus­ge­setzt man ist gewillt, das Aro­ma von Kamil­le neu zu ent­de­cken. Ihr soll­tet ihn pro­bie­ren, aber lie­ber nicht in einem Gin&Tonic »ver­geu­den«.

 

 


Lin­den No. 4 Gin wur­de mir freund­li­cher­wei­se von der Veedel Distil­lers UG zur Ver­fü­gung gestellt. Mein Geschmacks­sinn wur­de dadurch jedoch nicht beeinflusst.


Foto: André Kör­ner & Made­lei­ne Schreck

André Körner

Seit 2016 beschäftige ich mich intensiv mit hochwertigen Spirituosen und deren Verwendung in Cocktails und Drinks aller Art. Ich sammle, teste und optimiere Cocktailrezepte und habe The Shark Creek Magazine gegründet, um andere daran teilhaben zu lassen.

4 Antworten auf »Linden No. 4: So lecker kann Kamille sein«

  1. Hal­lo André!
    Das/der klingt ja vielversprechend.
    Da kommt mir ja gleich der Gedan­ke, ihn im »Bee’s Kne­es« zu ver­wen­den, den ich in fol­gen­der genia­len Vari­an­te so in der »Gol­de­nen Bar« (Mün­chen) ken­nen­ler­nen durf­te und seit­her so adaptiere:
    60 ml Tan­quer­ay Cha­mo­mi­le Cold-Drip*
    30 ml Run­ny Honey
    30 ml Fresh Lemon
    (* selbst gemacht mit­hil­fe des »Drips­ters«)

    LG Alex

    1. Hal­lo Alex!

      Guter Ansatz, werd ich mal aus­pro­bie­ren! Ich wür­de aber glau­be ich die Saft- und Honig­an­tei­le auf 2 cl sen­ken (wie beim Bee’s‑Knees-Rezept in unse­rem Arti­kel über Honig im Cock­tail), weil sonst sicher der Lin­den etwas untergeht.

      Bes­ten Grü­ße, André

        1. Auf jeden Fall!
          Zu einer Kamil­len­in­fu­si­on kom­me ich wohl die nächs­ten Wochen selbst nicht, von daher wür­de mich dei­ne Ein­schät­zung auf jeden Fall interessieren!

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